Digital Architecture

Viele Unternehmen in Nordamerika, Australien bzw. anderen innovativen Ländern suchen derzeit nach „Digital Architects“ (dt. Digitale Architekten?). Aber wer sind diese Digital Architects und warum haben wir die in Deutschland noch nicht? Was macht einen Architekten zu einem Digitalen Architekten, und gibt es tatsächlich so etwas wie eine Digitale Architektur?

Die kurze Antwort darauf: Nein, es gibt keine digitale Architekturen, es gibt jedoch eine digitale Architekturstrategie.

In der IT bzw. Softwaretechnik gibt es eine ganze Reihe bekannter IT- und Software-Architekturen, die sich mit Architektur in den jeweils verschiedenen Unternehmensbereichen befassen. Die Unternehmensarchitektur beispielsweise befasst sich mit Architektur unter strategischen Gesichtspunkten, während die Informationsarchitektur sich auf die Datendomäne bezieht. Daneben gibt es bekannte Architekur-Paradigmen, die einerseits Marketing-Begriffe sind, andererseits sinnvolle Vorgaben für die entsprechende Lösungsarchitektur (Solution Architecture) darstellen. Letztere ist der Klebstoff, der alle Architekturen in einer Lösung zusammenfasst. „digital Architecture“ wiederum ist keine neue Art von Architektur, sondern eher ein Entwurfs-Paradigma, der angewandt wird, um zu einer Lösungsarchitektur zu kommen. 

„Digital“ wird in diesem Zusammenhang nicht im Bezug auf die Anwendungen z.B. Big Data, Programmiersprachen o.ä. gesehen. Es geht um die Art und Weise, wie mit Problemen bzw. Potentialen umgegangen wird. Technologie ist definitiv das beliebteste Werkzeug eines „Digital Architect. Die digitale Architektur definiert den Lösungsentwurfsprozess neu und verlagert den Fokus vom Problem zu Business-Potentialen (durch Informationstechnik). Die Schlüsselqualifikation liegt sozusagen im Prozess des Architekturentwurfs. In diesem Prozess geht es um Arbeitsweise, Qualität, Erfahrung und dem steten Gedanken eine Organisation zu digitalisieren. 

Gemeinschaftlicher Entwurf – Design Thinking

Normalerweise erstellen technische Architekten/Lead Developer ein Lösungsentwurf, der die vorab definierten Anforderungen erfüllt. Dieses Vorgehen schafft jedoch einen isolierten Lösungsentwurf (-raum). Wenn gelernt wurde, mit dem „Hammer“ zu arbeiten, werden fortan „Hammer-Lösungen“ geschaffen. Vorteil: die Architekten können die Lösungsarchitektur relativ schnell liefern. Aber was ist, wenn der Lösungsraum z.B. gar nicht in der aktuellen IT-Landschaft liegt? Technische Architekten bzw. Lead Developer könnten übersehen, was für den Kunden wirklich wichtig ist. Worin liegt die eigentliche Business Opportunity, sollte die zentrale Frage sein. 

Sie sollten daher primär mit den Mitarbeiter vor Ort in Kontakt treten bzw. vorab die tatsächlichen Benutzer befragen, um eine bessere Lösung zu finden. Design-Workshops bzw. Techniken wie Design Thinking sind hier gefragt, um die wichtigen Informationen gemeinschaftlich zu extrahieren. Das Digital (in Digital Architecture) bezieht sich in diesem Punkt also nicht unbedingt auf die Lieferung eines digitalen Produktes oder einer digitalen Dienstleistung. 

Geschwindigkeitsregelung – abhängig vom Business

Wieso wollen Organisationen digital werden? Vornehmlich wegen der Geschwindigkeit. Kunden erwarten z.B. heutzutage, wenn Sie in einer App auf etwas klicken, dass es in Echtzeit auch so umgesetzt wird. Gute Organisationsformen erreichen mit agilen Prinzipien bzw. entsprechend entwickelten Praktiken eine sehr gute Umsetzungsgeschwindigkeit. Es gibt jedoch auch andere Betriebsmodelle, die unter den gegebenen Umständen, eine Optimierung für die Organisation darstellen. In Deutschland neigen wir zum Kontrollieren. Es werden oft Prozesse über Prozesse geschaffen, die einen großen Overhead für Organisationen bedeuten. Dem wird seit geraumer Zeit mit „Lean Prinzipien“ entgegengesteuert. Zu viel „Lean“ ist jedoch auch nichts, da zu viel Freiraum auch Wiederrum zu Verstößen gegenüber z.B. Aufsichtsbehörden führen kann (z.B. Bafin im Bankensektor). Zu schnell sollte auch nicht alles geändert werden. Wichtig ist hier die richtige Digitalisierungsgeschwindigkeit zu wählen bzw. der Organisation anzupassen. Gerade diese Steuerung wird in der digitalen Welt immer wichtiger. Zu viele zu schnelle Änderungen können Kunden vergraulen oder intern für Chaos sorgen. 

Erfahrung – Reaktion der Stakeholder

Erfahrung ist meiner Meinung nach der wichtigste Aspekt für alles „Digitale“. Erfahrung lehrt uns beispielsweise, wie Kunden auf neue Produkte reagieren. Das Kundenerlebnis an sich ist der Schlüssel zum Erfolg (Stichwort: Omnichannel). Digitale Architects sollten meiner Meinung nach den gesamten Kunden- und Servicezyklus und die Interaktion mit dem Unternehmen (Organisation) in den Fokus ziehen. Und, wenn es sehr gute digitale Architekten sind, dann auch noch die Abschätzung, welche technologischen Implikationen damit einhergehen für das anbietende (Service-)Unternehmen und für den Kunden. 

Wollen Sie ihr Unternehmen auch ins digitale Zeitalter führen? Sprechen Sie mich an.